Quelle: https://www.minimed.at

Univ.Prof. Dr. Christoph Gasché

Innere Medizin / Gastroenterologie & Hepatologie Leiter des Christian Doppler Labors, Univ. Klinik für Innere Medizin III (AKH Wien) / Gründer und Leiter des Medizinischen Kompetenzzentrum Eisenmangel Loha for Life

 

Für Menschen mit chronischen Darmerkrankungen kann Sport die Lebensqualität wesentlich verbessern und den Krankheitsverlauf mildern.

Betroffene von chronischen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Reizdarmsyndrom sollten regelmäßig Ausdauersportarten wie Walken, Jogging, Radfahren oder Wandern betreiben. Sportliche Betätigung wirkt sich nämlich sehr positiv aus. Die Bewegung regt die Durchblutung und Darmbewegung an und fördert die Heilung der Entzündungsprozesse im Darm. Wichtig ist es, lockere, nicht beengende Kleidung zu wählen und nicht über seine eigenen Grenzen zu gehen. Bei moderatem Training hat Sport viele positive Effekte auf Körper, Geist und Psyche.

Der optimale Trainingseinstieg

Chronische Darmerkrankungen, wie Reizdarmsyndrom bzw. chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa), sind Erkrankungen, die die Bewegungsfreude massiv einschränken können. Andererseits haben Studien gezeigt, dass gerade bei chronischen Darmerkrankungen Sport eine mögliche Therapiesäule ist. Voraussetzung für jeden Trainingseinstieg ist es, die Intensität der individuellen Situation anzupassen.

Der Reizdarm ist eine Darmerkrankung, deren Verlauf sich durch unregelmäßige und unberechenbare Schübe kennzeichnet. Eine positive Wirkung auf den Erkrankungsverlauf hat zum Beispiel leichtes Ausdauertraining, das zunächst 2 bis 3 Mal pro Woche für jeweils etwa 15 Minuten auf dem Plan stehen sollte. Wenn Sie sich dabei gut fühlen, können sie nach etwa 4 Wochen das Trainingspensum langsam um 5 Minuten pro Einheit und Woche steigern. Optimal ist ein Training von 3 Mal wöchentlich etwa 30 bis 45 Minuten.

Wichtig ist es, die eigenen Grenzen zu erkennen und sich die Latte nicht zu hoch zu legen. Manche Sportler sind durchaus in der Lage, Leistungssport zu betreiben, für andere wiederum ist ein moderates Ausdauertraining in Kombination mit Entspannungsübungen ausreichend.

Positive Auswirkungen des Trainings

Moderate sportliche Betätigung, am besten regelmäßiger Ausdauersport, hat viele Vorteile, wie z.B.

  • er bringt eine erhöhte Lebensqualität mit sich
  • macht stressresistent
  • hilft, dass sich das Normalgewicht stabilisiert
  • verringert die Entzündungsaktivität
  • wirkt antidepressiv (Depressionen sind eine häufige Begleiterscheinung bei CED)

 

Durch regelmäßige sportliche Betätigung können Phasen ohne Beschwerden verlängert werden. Vorausgesetzt, Sie betreiben keine Sportarten, bei denen Leistungsdruck, Hektik und Wettbewerb dominiert oder die Verletzungsgefahr des Bauchraums gegeben ist (z.B. Kontaktsportarten). Besser sind ruhige, gleichmäßige Bewegungsmuster, die sich auch auf die Psyche beruhigend auswirken.

Durch regelmäßige Bewegung wird zusätzlich das Immun- und Herzkreislaufsystem gestärkt. Werden Ausdauersport und Krafttraining kombiniert, ist dies auch eine ideale Osteoporose-Prophylaxe, denn häufig erhalten Betroffene eine Kortison-Therapie, die wiederum ein Risiko für Osteoporose mit sich bringt. Bei vielen chronisch Erkrankten, die regelmäßig Sport betreiben, lässt sich aber auch der Einsatz von Medikamenten langfristig verringern, so die Wissenschaft. Unter Kortison-Therapie sollte man aufgrund der Gefahr für Knochenbrüche auf alle Sportarten verzichten, die mit ruckartiger Belastung einhergehen. Lediglich Schwimmen, Radfahren und kräftigende Gymnastik sind erlaubt.

 

Sportarten, die sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken, sind z.B.

  • Laufen
  • Schwimmen
  • Radfahren (auch am Ergometer)
  • Walken
  • leichtes Wandern, Spazierengehen
  • ergänzt durch Entspannungsmethoden (Progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Yoga) sowie
  • kräftigende Gymnastik, Pilates

 

Um eine bestmögliche Kombination von Ausdauer-, Muskel- und Koordinationstraining zu wählen, empfiehlt es sich auch, vor Trainingsbeginn einen Sportarzt zu befragen bzw. eine sportmedizinische Untersuchung durchführen zu lassen.

Wie trainiert man am besten?

Egal, welche Sportart Sie ausüben, am effektivsten ist Bewegung, wenn Sie Ihr Programm regelmäßig ausführen und zwar dann, wenn Sie sich wohlfühlen. 3 Mal pro Woche etwa 30 Minuten Training wirken sich langfristig günstig auf die Lebensqualität aus. Wichtig ist jedoch, auch Pausen während des Trainings einzuplanen, um Überanstrengung zu vermeiden. Letztendlich soll die Aktivität auch Spaß machen, durch allzu hoch gesteckte Ziele, die Sie dann nur beschwerlich erreichen, verlieren Sie vielleicht bald schon die Lust.

 

Die richtige Ausrüstung für das Training

Die Basis einer guten Sportausrüstung sind die geeigneten Schuhe. Lassen Sie sich von Fachleuten beraten und sparen Sie nicht bei passenden Schuhen. Im Allgemeinen sollte die Kleidung locker anliegen, Funktionsshirts oder Jacken sind ideal, doch achten Sie darauf, dass der empfindliche Darmbereich nicht durch Gürtel, Trinkgurte oder anliegende Kleidung gereizt oder eingeengt wird.

 

Gefahren für die Gesundheit/beim Training

Während eines Krankheitsschubs sollten Sie nicht trainieren. Auch unter Kortison-Therapie sollten Sie nur leichte Gymnastik, Radfahren oder Schwimmen betreiben. Ihr Körper braucht Ruhe und Schonung, um alle seine Energien gegen die Erkrankung zu richten. Legen Sie ruhig eine Trainingspause ein und setzen Sie Ihr Programm erst wieder fort, wenn die Beschwerden vorbei sind.